Ungarn will bis 2030 rund 20 Millionen Gäste pro Jahr begrüßen

Ein neuer Geschäftsführer, neue Teams, eine neue Organisationsstruktur – das ungarische… 

Ein neuer Geschäftsführer, neue Teams, eine neue Organisationsstruktur – das ungarische Fremdenverkehrsamt Visit Hungary macht Ernst. Bis 2030 will das europäische Land rund 20 Millionen Gäste pro Jahr begrüßen, zwei Millionen mehr als 2024. Auch der Anteil des ­Tourismus am Bruttoinlandsprodukt soll steigen. Während dieser im vergangenen Jahr noch bei 13,2 Prozent lag, soll er bis 2030 auf 16 Prozent ­anwachsen. Um diese Ziele zu erreichen, hat die ­Regierung den Tourismussektor dem Wirtschaftsministerium zugeordnet. Klar ist: Hier wird nichts dem Zufall überlassen, erläuterte Oliver Csendes, der neue CEO von Visit Hungary, in einem ­Gespräch auf der ITB in Berlin.

Csendes, seit neun Monaten im Amt, war zuletzt Chief Digital & Innovation Officer im Tourismusmarketing für Österreich tätig. Er kennt sich aus mit Digitalisierung, Tourismusforschung und Co., weiß, wie man diese ­Themen nutzt, um Ungarns Tourismus neu zu ­denken. „Wir gehen unseren Weg weg vom Bauchgefühl hin zu Daten und Fakten konsequent weiter“, sagt er. „Wir agieren nicht mehr reaktiv, sondern proaktiv.“

Echtzeitdaten sollen Touristenströme lenken

Dabei helfen sollen Echtzeitdaten. „Durch diese wissen wir beispielsweise, wie viele Check-ins es zu welcher Zeit gibt, welche Unterkünfte bei welchen Zielgruppen gefragt sind und wie viel Geld für die Gastronomie ausgegeben wird.“ Das sei ein echter Wettbewerbsvorteil, durch den man Touristen­ströme steuern könne. Schließlich müssen 20 Millionen Touristen pro Jahr – doppelt so viele wie die Bevölkerung Ungarns – gut untergebracht werden.

Probleme, diesen Zuwachs zu stemmen, sieht Csendes nicht. „Es gibt keinen Overtourism, es gibt nur schlechtes Destinationsmanagement“, sagt er. Da er und sein Team auch für den Inlandstourismus ­zuständig sind, der 50 Prozent des gesamten Tourismus ausmacht, initiiere man gezielt Kampagnen und Aktionen, um die Nachfrage zu entzerren.

Potenzial aus deutschem Markt „riesig“

Vor allem deutsche Urlauber hat Csendes im Blick. Deren Anteil von 884.000 Besuchern im vergangenen Jahr könne noch deutlich gesteigert werden. Das Potenzial sei „riesig“: Die Deutschen blieben im Durchschnitt länger, gäben mehr Geld aus und seien vielfältig interessiert an Themen wie Städte­reisen, Kultur, Seen, Thermen, Wein und Kulinarik.
Voraussetzung für ein deutliches Wachstum ist ­jedoch eine gute Infrastruktur. Und die ist laut Csendes gegeben.

In den vergangenen fünf Jahren sind ihm zufolge 20.000 Unterkünfte, Gastrobetriebe und Attraktionen renoviert worden. ­Zudem werde der Flughafen Balaton-Sármellék (IATA: SOB), ein ehemaliger Militärflughafen am Plattensee, von sieben Charterflügen aus Deutschland und 35 aus weiteren Ländern angesteuert.

Neue Verbindungen nach Budapest gibt es auch aus Berlin, Köln-Bonn, Dortmund, ­Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Memmingen, München, Nürnberg und Stuttgart. „Bei einem Wachstum von 24 Prozent könnten wir aber durchaus noch ein paar mehr brauchen.“

Enge Zusammenarbeit mit Vertriebspartnern geplant

Um die Sichtbarkeit Ungarns auf dem deutschen Markt zu erhöhen, setzt der Tourismus-Manager auch auf Reisebüros. So soll es zahlreiche Famtrips und Roadshows geben. Zudem habe man die Infomaterialien überarbeitet. Sie sollen den Counterexperten nützliche Infos zu Budapest, dem Plattensee, Wellness- und Gesundheitsangeboten, Kultur und Festivals sowie Familienerlebnissen geben – „eben zu allem, was Ungarn zu bieten hat“.

Oliver Csendes zeigt sich überzeugt, durch das neue Konzept und die zahlreichen Maßnahmen gute Voraussetzungen für „ein weiteres dynamisches Jahr“ geschaffen zu haben. Er freue sich, nach Ungarn zurückgekehrt zu sein und Werbung für seine Heimat machen zu dürfen, die mit einem „großartigen Preis-Leistungs-Verhältnis, hochwertigen Unterkünften und einer großen Vielfalt“ bei den Besuchern punktet.