Handelsvertreterstatus: „Ideal für die Branche“

Fast turnusmäßig tauchte vor der Corona-Pandemie die Diskussion um den Handelsvertreterstatus und… 

Fast turnusmäßig tauchte vor der Corona-Pandemie die Diskussion um den Handelsvertreterstatus und einen möglichen Wechsel von Reisebüros in den Händlerstatus auf. Danach verschwand das Thema von den Podien der Vertriebstagungen.

Jetzt wird hinter den Kulissen wieder darüber gesprochen. Hintergrund sind unter anderem der anhaltende Streit um Rückvergütungen und die Diskussionen um unbezahlte Mehrarbeit am Counter. Kommt in die alte Diskussion jetzt wieder Schwung?

Vorteile für Veranstalter, Vertrieb und Kunden

Eher nicht, glaubt Torsten Kirstges, Professor an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven. Zwar sei das Thema nie ganz vom Tisch. Aber klar sei aus seiner Sicht, dass der Handelsvertreterstatus für die Tourismusbranche  vor allem im Geschäft mit Pauschalreisen nach wie vor das ideale Modell sei – und zwar sowohl für Veranstalter als auch für den Reisevertrieb und für die Kunden.

Das Modell sei für alle Beteiligten „rechtssicher, komod und transparent“, so Kirstges, der sich immer wieder intensiv mit der Zuammenarbeit von Veranstaltern und Reisebüros beschäftigt hat.  Der Handelsvertreterstatus sorge für „klare Regeln“ und verhindere „Preiskämpfe zwischen den Vertriebswegen um ein und dasselbe Produkt“.

Händlerstatus würde für viel Unsicherheit sorgen

Ob ein Händlermodell eher für Veranstalter oder vor allem für  Reisebüros ein Problem darstellen würde, ist aus Sicht von Torsten Kirstges schwer zu sagen. „Es würde für beide Seiten große Veränderungen sowie Vor- und Nachteile bringen. Aus meiner Sicht überwiegen aber eindeutig die Nachteile“, sagt der Touristikexperte im Interview mit touristik aktuell.

Für Reisebüros wäre ein Händlerstatus aus seiner Sicht „mit viel Ungewissheit und höherem Aufwand verbunden. Für Veranstalter wäre er ein Risiko, weil er sich nicht mehr auf bewährte Vertriebsstrukturen verlassen könnte“. Und es gebe viele rechtliche Fragen: Was passiert zum Beispiel finanziell, wenn der Kunde storniert? Und: Ist man in der Haftungsfrage gegenüber dem Kunden noch Vermittler, wenn man selbst kalkuliert?

Schub für Direktvertrieb? Eher ungewiss

Dass ein möglicher Händlerstatus, wie er bereits im Vertrieb von Flug-Tickets existiert, im Geschäft der Veranstalter zu einem Schub im Direktvertrieb führen könnte, glaubt Torsten Kirstges nicht. Denn Direktvertrieb verursache hohe Fixkosten und sei „nicht per se billiger als indirekter Vertrieb“.

Hinzu komme, dass Reisebüro-Verbünde eine gewaltige Vertriebsmacht hätten und diese in Nettopreisverhandlungen ausspielen könnten.  Würden sie im Händlermodell von einem Veranstalter schlechter gestellt, könnte der von einem Tag auf den anderen aus dem Programm fliegen oder zumindest nicht mehr aktiv angeboten werden. „Denn die Konkurrenz steht schon bereit“, zeigt sich Kirstges bei diesem Thema entspannt.

Das gesamte Interview im Wortlaut können Sie in touristik aktuell 24/24 nachlesen – in der der gedruckten Ausgabe sowie als E-Paper.