FUR-Vorstand Wiegand: „Die Touristik hat ein Preisproblem“

Guido Wiegand, Managing Director von Studiosus Reisen und Vorstand der Forschungsgemeinschaft Urlaub… 

Guido Wiegand, Managing Director von Studiosus Reisen und Vorstand der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR), hat im Zuge der Jahrestagung der TSS Group davor gewarnt, den Fokus zu einseitig auf jüngere Kundengruppen wie die Gen Z zu richten. Es sei zwar richtig, dass weniger junge Menschen im Reisebüro buchten. Dies liege aber vor allem am demografischen Wandel. Heute gebe es schlichtweg weniger junge Menschen, während der Anteil der älteren Bevölkerung stetig steige. Doch auch bei den Senioren verliere der stationäre Reisevertrieb derzeit erhebliche Marktanteile.

Wiegand verwies in seiner Keynote auf eine aktuelle Preisdynamik, die das Einkommenswachstum der Deutschen übersteigt und machte dies am Beispiel der Senioren fest. Deren Haushaltsnettoeinkommen ist in den vergangenen fünf Jahren gerade einmal um 6,5 Prozent gestiegen, während die Ausgaben für Pauschalreisen um 20 Prozent zunahmen. Mit Folgen, wie Wiegand erläuterte. „Wenn man die Zeit vor Corona mit heute vergleicht, dann fehlen uns 750.000 Senioren, die keine Pauschalreise mehr machen.“ Dies sei ein Rückgang von 21 Prozent, in einer Gruppe, die demografisch bedingt künftig weiter wachsen wird. 

Verärgerung über hohe Preise wächst

Auch wenn die Reiselust der Deutschen groß sei, so wächst der Unmut über die Preissteigerungen. Haben sich im vergangenen Jahr 32 Prozent der Senioren über hohe Reisepreise geärgert, so sind es aktuell 43 Prozent. „Wir in der Touristik haben ein Preisproblem“, sagte Wiegand. Das zeige sich auch in den zahlreichen Gutscheinaktionen, die den Nerv der Zeit treffen, auch wenn diese nicht unumstritten seien.  

Wiegand forderte, die Pauschalreise auch für Senioren attraktiver zu gestalten. Es gehe beispielsweise um seniorengerechtes Fliegen und das Ground Handling an den Flughäfen. Der FUR-Vorstand verwies auf knapp bemessene Übergangszeiten und gleichzeitig lange Wartezeiten etwa an den Sicherheitskontrollen, aber auch auf „kleine Stühlchen“ in den Fliegern. Zudem kam er auf das Thema Digitalisierung zu sprechen. „Nehmen wir Rücksicht auf Menschen, die kein Handy haben? Natürlich müssen wir uns digitalisieren als gesamte Branche“, erklärte er. „Aber wir müssen auch die mitnehmen, die unser Geschäft von heute ausmachen und nicht nur an die von übermorgen denken.“

Eben diese Forderung formulierte auch TSS-Geschäftsführer Manuel Molina auf der Jahrestagung. Bei allem Fortschritt müsse man die Bedürfnisse der bestehenden Kunden analysieren und kennen und dürfe diese nicht aus den Augen verlieren. „Viele sind noch klassisch unterwegs, um die muss man sich genauso kümmern, wie um die Generation Z. Für alle Kundentypen gibt es eine Klaviatur an Vertriebsstrategien, die wir unseren Partnerbüros zur Verfügung stellen“, sagte er.