DRV-Tagung: Nachhaltigkeit, Politik-Druck, Fiebig-Abschied

Overtourism und Klimawandel, Künstliche Intelligenz und bürokratische Hürden: Auf der Jahrestagung… 

Overtourism und Klimawandel, Künstliche Intelligenz und bürokratische Hürden: Auf der Jahrestagung des DRV im andalusischen Malaga hat DRV-Präsident Norbert Fiebig gestern einmal mehr die zentralen Herausforderungen für die Branche skizziert. In seiner Rede vor den 350 anwesenden Touristikern konnte Fiebig zudem auch positive Dinge verkünden. So zeigte er sich zufrieden damit, dass der Anteil der Pauschalreisen mittlerweile bei rund 50 Prozent liegt und der Umsatz der Branche zuletzt ein Plus von 20 Prozent gegenüber Vor-Corona erreicht habe.

DRV-Wahlen: Fiebig wird nicht kandidieren

m Abend folgte dann der persönliche Paukenschlag des Präsidenten: Bei den im Herbst anstehenden Wahlen auf dem Hauptstadtkongress des Verbandes wird der frühere Dertour- und Ameropa-Manager nicht mehr für das Spitzenamt kandidieren. Damit brodelt nun die Gerüchteküche über mögliche Nachfolger – eine offizielle Bewerbung gibt es aktuell nur von einer Person: Marija Linnhoff, aktuell Chefin des Reisebüro-Verbands VUSR. Und die hält auch nach dem Verzicht von Fiebig an ihrer Bewerbung fest, versicherte sie in einem Telefonat mit touristik aktuell.

Antworten auf Overtourism finden

Wer auch immer auf Norbert Fiebig folgen wird – ein enger Draht zur Politik wird auch künftig nötig sein. Zwar laufen die Geschäfte der Branche inzwischen wieder rund, die Herausforderungen werden jedoch nicht kleiner. So warnte Fiebig vor diversen Risiken für die Touristik.

Einmal sieht er sie in der geopolitischen Situation, eine Rolle spielten aber auch Auswirkungen auf die Menschen in den Zielgebieten und die Umwelt. So nehme der Druck durch den Overtourism zu, die Branche müsse darauf die richtigen Antworten haben und Lösungen finden.

Forderungen an Berlin und Brüssel

Gefordert sei auch die Politik. Auf der Liste der neuen Bundesregierung müssten eine Unterstützung des Outgoing-Tourismus, eine Verhinderung der Überregulierungen und eine Stärkung des Luftverkehrsstandorts Deutschland stehen.

Wieder einmal warnte Fiebig zudem vor den möglicherweise negativen Folgen der Revision der Pauschalreiserichtlinie durch die EU. Ein zu hoch angesetzter Verbraucherschutz führe dazu, dass sich die Kunden weg von der Pauschalreise hin zur Buchung von Einzelleistungen bewegten. Damit werde die Pauschalreise geschädigt.

KI: Gekommen, um zu bleiben

Eines der die Tagung prägenden Themen war die Künstliche Intelligenz (KI) und ihre Chancen für die Touristik. Marco Ryan, Autor und strategischer Berater für KI, rät zu einem offenen Umgang mit KI. Diese sei nicht nur ein Trend, sie befinde sich überall, wachse weiter und bleibe, so seine Einschätzung.

Ryan sieht in Künstlicher Intelligenz keine technologische Frage, denn jeder könne damit umgehen und sie führe nicht zu hohen Kosten. Und sie ersetze keine Menschen. Allerdings könne sie Unternehmen ersetzen, die keine KI nutzten.

Eine Zukunft für die Branche ohne den Einsatz von KI kann sich auch Alexander Albert, Geschäftsführer von BCD Travel Germany, nicht mehr vorstellen. Sie werde auch Jobs, bei denen es um automatische Prozesse geht, ersetzen, aber keine Aufgaben, in denen Emotionen und Empathie eine Rolle spielten. „KI ist ein Assistent, aber kein Wettbewerber.“  

Nachhaltigkeit: Reisebüros müssen aktiv werden

Einen Weckruf im Hinblick auf die Folgen des Klimawandels gab es für die Branche durch den Meteorologen Karsten Schwanke. Als Probleme sieht er die mangelhafte Kommunikation bezüglich des Ausmaßes der Erderwärmung sowie des Tempos, in dem diese voranschreitet. Verbesserungsbedarf gebe es auch bei der Kommunikation der Auswirkungen des Klimawandels. Diese Fehler seien auch in der Touristik spürbar. Es gehe um klare und verständliche Informationen.

Für Reisebüros sieht Rainer Hageloch, Vorstand der AER-Kooperation, die direkte Ansprache der Kunden als entscheidenden Ansatz. „Wir sind diesen Weg mit den Fairweg-Reisebüros gegangen. Ich glaube, die Branche hat Angst, aber wir müssen loslegen und können nicht warten, bis uns der Staat hilft.“

Es gehe darum, die Botschaft in die Büros zu bringen und an die Kunden weiterzugeben. „Wir müssen selbst aktiv werden und die Nachfrage nach nachhaltigen Reisen steigern.“