Mehrere Veranstalter haben die Jahrestagung des Reisebüro-Verbands VUSR in Berlin genutzt, um in…
Mehrere Veranstalter haben die Jahrestagung des Reisebüro-Verbands VUSR in Berlin genutzt, um in Anwesenheit politischer Vertreter ihrem Unmut über die Arbeit des Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) Luft zu machen. Den Auftakt machte TUI-CEO Sebastian Ebel, der einmal mehr forderte, die derzeitige Absicherung der Kundengelder mit einem Entgelt in Höhe von einem Prozent des Pauschalreise-Umsatzes zu überarbeiten. „Was beim DRSF in den letzten Monaten passiert ist, ist ein Skandal, ein Unding“, sagte er.
Seit mehreren Monaten klagt nicht nur Deutschlands größter Reiseveranstalter gegen überhöhte Beitragssätze. Auch die Dertour Group beschreitet den Klageweg. Mark Tantz, wollte sich während der Tagung zum laufenden Rechtsstreit nicht äußern. Dem Vernehmen nach fordert das Unternehmen Rückzahlungen in Millionenhöhe, da im Beitrittsjahr zum Reisesicherungsfonds doppelt gezahlt worden war.
Veranstalter klagen über doppelte Absicherung
Betroffen von dieser doppelten Belastung ist auch Timo Kohlenberg, Geschäftsführer von America Unlimited. Im Gespräch mit der wiedergewählten VUSR-Chefin Marija Linnhoff, Stefan Schmidt, tourismuspolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, und TUI-Justiziar Dietrich Kressel erläuterte er die Hintergründe.
Bis einschließlich 2022 war sein Unternehmen über Tourvers abgesichert, habe aber dann aufgrund eines Umsatzes in Höhe von über zehn Millionen Euro dem DRSF beitreten müssen. Das Problem dabei: 2022 habe er nicht nur Versicherungsbeiträge für die Buchungen von 2022 gezahlt, sondern auch für die Vorausbuchungen für das Jahr 2023.
Laut Kohlenberg wusste der DRSF darüber Bescheid. „Ich habe mit dem DRSF das Thema Aushaftung schriftlich besprochen.“ Festgelegt worden sei, dass Tourvers bis zum Tag x hafte und der DRSF dann ab dem Tag y übernehme „Und dann haben wir in diesem Jahr eine Rechnung für das komplette Jahr 2023 bekommen. Das heißt, wir sollen für etwa 30 Prozent der Reisen doppelt bezahlen, sprich noch einmal etwa 50.000 Euro. Ein Unding.“
Kohlenberg erwägt Klage
Gezahlt hat Kohlenberg bislang noch nicht. „Eine Mahnung haben wir bis dato erhalten, aber dann kam nichts mehr“, sagte er am Rande der Tagung und kündigte an, notfalls rechtliche Schritte einzuleiten. Das sei eine klare Wettbewerbsverzerrung.
Grünen-Politiker Schmidt hörte den Ausführungen aufmerksam zu. Auf die Frage von VUSR-Chefin Linnhoff, ob man dies nicht am Tisch besprechen könne, ohne gleich vor Gericht ziehen zu müssen, beteuerte er, vollstes Verständnis zu haben. Man müsse sich ansehen, was man aus der Insolvenz von FTI lernen könne und darüber hinaus schauen, wie die Beiträge der Veranstalter mittel- und kurzfristig reduziert werden könnten.
Im Fall Kohlenberg redete sich Schmidt um Kopf und Kragen. Er sprach von einer „gefühlten“ doppelten Belastung, die „zum Glück nur einmalig“ sei und erntete dafür jede Menge Kritik. „Sie würden doch auch nicht doppelt bezahlen, wenn es Ihr Unternehmen wäre“, sagte Kohlenberg sichtlich verärgert.
Linnhoff bemühte sich, die Gemüter zu beruhigen, und forderte Schmidt auf, dringend nach Lösungen zu suchen. Sie betonte, dass Anpassungen, wie bei der Einrichtung des Fonds versprochen, nötig seien, da es letztlich um die Existenzsicherung der Reisebüros gehe, die von Pauschalreiseveranstaltern abhängig sind.