RTK-Jahrestagung: Abschied und Aufbruch

Es war der Abschied von Thomas Bösl als RTK-Geschäftsführer. An Bord der Aida Nova, auf der die… 

Es war der Abschied von Thomas Bösl als RTK-Geschäftsführer. An Bord der Aida Nova, auf der die Reisebüro-Kooperation derzeit ihre Jahrestagung veranstaltet, verabschiedete sich Bösl am vergangenen Wochenende vor rund 350 Touristikern.

Bösl entschuldigt sich erneut

In seiner Abschiedsrede thematisierte er unter anderem den Datenskandal von RTK und FTI: „Im Rahmen einer Projektgruppe wurden Daten ausgetauscht. Das Projekt ist zweifelsohne aus dem Ruder gelaufen. Die Weitergabe der Umsatzdaten war ein Fehler. Dafür haben wir uns in den letzten Monaten bei den Reisebüros und bei den Reiseveranstaltern entschuldigt. Gerne wiederhole ich diese Entschuldigung.“

Der scheidende RTK-Chef erwähnte in seiner Rede, dass er nicht Teil der RTK-/FTI-Projektgruppe gewesen sei. Als Geschäftsführer trage er aber die Verantwortung.

Weiter erklärte Thomas Bösl: „Vertrauen war, ist und bleibt eine wichtige Währung unserer Branche. Wir sind die RTK und wir stehen für dieses Vertrauen seit Jahren. Das ausgerechnet uns so etwas passiert, schmerzt uns sehr, lässt sich aber leider nicht mehr korrigieren.“

RTK will volles Vertrauen zurückgewinnen

Man werde ab sofort noch härter an sich arbeiten und sich noch intensiver um Vertrauen bemühen. „Ich bin davon überzeugt, dass wir das volle Vertrauen zurückgewinnen werden“, so der Manager.

Dies soll mit der Entwicklung und Umsetzung eines Compliance-Systems und mit flankierenden Maßnahmen gelingen. Darüber hinaus wurde ein Sachbeirat geschaffen, der RTK „kritisch begleiten“ soll (Details dazu hier).

Wie viele Reisebüros aus der Kooperation aufgrund des Datenskandals ausgeschieden sind, ist weiterhin nicht bekannt. Von Bösl heißt es dazu: „Ganz wenige Reisebüros haben uns in den letzten Wochen verlassen. Und ich möchte mich ausdrücklich bei den Reisebüros bedanken, die RTK treu geblieben sind.“

Sein Dank ging auch an die Reiseanbieter: „ Alle Veranstalter sind weiterhin im Sortiment – alle aktiven bis auf einen Griechenland-Spezialisten.“ Damit spielte der Geschäftsführer auf die Insolvenz von Attika Reisen an.

Über den Zeitpunkt des Wechsels an der RTK-Spitze sagte Thomas Bösl: „Bei rauer See das Schiff zu verlassen, passt nicht zu meinen Prinzipien. Ich wollte RTK wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen.“ Nun sei der richtige Zeitpunkt, um ein neues Kapitel aufzuschlagen.

Hauke Moll neuer RTK-Geschäftsführer

Mit diesen Worten wurde der neue Geschäftsführer Hauke Moll präsentiert. Moll, den Bösl als „Vollbluttouristiker“ und „totalen Profi“ bezeichnete, war zuletzt Chef der Globetrotter Erlebnis GmbH und gemeinsam mit Birgit Aust Geschäftsführer der TVG, eines Joint Ventures von RTK und FTI. Seinen Nachfolger will Thomas Bösl künftig mit dem „nötigen operativen Abstand“ unterstützen.

Neben der Staffelübergabe gab es weitere Themen auf der Jahrestagung, den so genannten Dialogtagen: Unter anderem sprach Noch-Geschäftsführer Bösl die Branchen-übergreifende Lücke zwischen Umsatz und Teilnehmerzahlen im vergangenen Geschäftsjahr an. Der RTK-Chef vermutete, dass die Lücke auf die erhöhten Preise zurückzuführen ist und forderte: „Urlaub darf keine Luxusware werden.“

Fokus auf erdgebundene Reisen

Um die Lücke zu schließen und die verlorengegangenen Kunden wieder für sich zu gewinnen, will RTK unter anderem den Bereich der erdgebundenen Reisen ausbauen. Von den Reisebüros forderte Thomas Bösl in diesem Zusammenhang: „Wir müssen mit diesem Produkt aktiver an die Kunden.“

Zudem seien die Provisionsverhandlungen der Reisebüro-Kooperation mit den rund 80 Sortimentspartnern „erfolgreich“ abgeschlossen. Neben den bekannten Partnern konnten laut RTK neue Spezialveranstalter in das Sortiment aufgenommen werden. „In intensiven und konstruktiven Gesprächen haben wir für das kommende Geschäftsjahr nicht nur gute, sondern teilweise sogar verbesserte Provisionsvereinbarungen erreicht“, so der RTK-Chef.

Digitalisierung im Blick

Auch die Digitalisierung soll vorangetrieben werden, etwa mit dem neuen Produkt „Digital out of Home“: Ab Anfang 2024 sollen RTK-Büros mit digitalen Screens für ihre Schaufenster ausgestattet werden. Genutzt werden sollen diese für „innovative, aufmerksamkeitsstarke Werbung.“

Jüngst gestartet ist zudem die RTK-Vorteilswelt: Mitglieder profitierten von exklusiven Angeboten und Incentives. Bei der Omnichannel-Lösung Mein Reisebüro 24 und dem digitalen Reiseberater Toni soll verstärkt Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen.

Neben vielen Diskussionen und Produkt-Updates auf dem Aida-Schiff gehören auch Landgänge zur Jahrestagung. So können die Teilnehmer London und das belgische Kleinod Brügge. Vor der Abfahrt der Aida Nova fand in Hamburg eine Reisemesse mit mehr als 60 Leistungsträgern in der Zentrale von Hanse Merkur statt.

Das plant Hauke Moll

Was kann die Branche von dem neuen RTK-Chef Hauke Moll erwarten? „Die Beständigkeit, die wir haben, wird fortgeführt“, erklärte der gebürtige Hamburger vor den Tagungsteilnehmern. Er freue sich auf die neue Aufgabe sowie auf einen „intensiven Dialog und die Zusammenarbeit mit den Reisebüros und Geschäftspartnern“.

Und was macht Thomas Bösl? Mit Beginn des neuen Jahres wird er den Posten Director Strategy & International Business Development für die RT/Raiffeisen
Touristik Group bekleiden. „Ich habe noch viele Aufgaben. Und operativ in die zweite Reihe zu treten, ist nach mehr als 20 Jahren auch mal gut“, so sein Kommentar.

Außerdem wurden auf den Dialogtagen zwei personelle News verkündet: Dennis Conrads, Leiter Marketing und Einkauf, und Rainer Gnyp, Bereichsleiter von Mein Reisebüro 24, sind neue Prokuristen der Reisebüro-Kooperation.