FTI: Insolvenzverfahren eröffnet, Folgen für Reisebüros

Die FTI-Insolvenz wird für viele Reisebüros auch langfristige Konsequenzen haben. Betroffen sind… 

Die FTI-Insolvenz wird für viele Reisebüros auch langfristige Konsequenzen haben. Betroffen sind jene Büros, die sich die FTI-Provisionen nach Abreise der Kunden haben auszahlen lassen. Sie werden aller Voraussicht nach kein, beziehungsweise kaum Geld aus der Insolvenzmasse erhalten. Dies machte Axel Bierbach von der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen während eines Pressegesprächs deutlich.

Wie viele Reisebüros dieses Zahlungsmodell gewählt haben, konnte der Insolvenzverwalter nicht genau sagen, es dürften jedoch etliche sein. Laut Bierbach kamen 50 Prozent der Buchungen über Online-Reisebüros und 50 Prozent über stationäre Reisebüros. „Von diesen 50 Prozent hat sich die Mehrheit für die Zahlung der Provision nach Abreise entschieden“, erläuterte der Insolvenzverwalter, der jedoch auch die Frage in den Raum stellte, ob die Vermittler überhaupt einen Anspruch geltend machen dürften. Schließlich habe die Abreise nicht stattgefunden. Darüber hinaus sei fraglich, ob den Reisebüros überhaupt ein Schaden entstanden sei. „Wenn es gut lief, haben sie die Reise ja noch einmal verkaufen können.“

Gläubiger können Forderungen zur Insolvenztabelle anmelden

Insgesamt voraussichtlich etwa 350.000 Gläubiger können ihre Forderungen nun zur Insolvenztabelle anmelden. Eine Gläubigerversammlung findet am 20. November in München statt. Ein Großteil sind laut Bierbach Pauschalreisekunden, die über den Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) entschädigt werden – jedoch nur für die gebuchte Pauschalreise. Ansprüche für Extraleistungen wie eine Reiserücktrittversicherung oder Ausflüge müssen beim Insolvenzverwalter geltend gemacht werden. Hinzu kommen rund 2.000 bis 3.000 Hoteliers sowie weitere Leistungsträger und Lieferanten, die ebenfalls auf ihren Forderungen sitzen bleiben dürften. Denn der Schuldenberg, den die FTI Group angehäuft hat, ist gewaltig.

Auf etwa eine Milliarde Euro schätzt Bierbach die Höhe der Verbindlichkeiten allein der FTI Touristik GmbH. Welche Vermögenswerte diesen gegenüberstehen und in die Berechnung der Quote einfließen, dazu kann der Insolvenzverwalter abschließend noch nichts sagen. Man habe bereits einige Einheiten des komplexen, aus 110 Gesellschaften bestehenden Unternehmens erfolgreich veräußern können, erläuterte Bierbach und verwies unter anderem auf Windrose, 5vorFlug, die 50-Prozent-Beteiligung TVG und das Callcenter Erf24. Weitere Verhandlungen etwa zu Anixe Polen und You Travel liefen, ebenso zur Ticketshop-Gruppe.

Investorensuche für Hotels läuft erfolgreich

Besonders viel verspricht sich Bierbach von dem Verkauf der Hotels. „Die Investorensuche für diesen Bereich läuft sehr erfolgreich“, sagte Bierbach. „Wir befinden uns mit mehreren Bietern in intensiven und bereits fortgeschrittenen Verhandlungen.“ 54 zählen zu FTI, acht befinden sich im Eigentum, andere in Besitz- und Betriebsgesellschaften. Bis auf ein Hotel in Griechenland seien alle weiterhin geöffnet und verbuchten gute Zahlen – laut dem Insolvenzverwalter eine gute Nachricht, unter anderem auch deswegen, weil 7.500 der rund 11.000 zur FTI Group zählenden Mitarbeiter in den Hotels arbeiten.

Weniger gut ist die Entwicklung bei den zahlreichen DMC in 17 Ländern. Einige haben laut Bierbach bereits Insolvenz angemeldet oder Mitarbeiter entlassen. Etwa 1.500 Experten waren zum Zeitpunkt der Insolvenzantragstellung bei den DMC angestellt. „Wir haben die Hoffnung, dass sie bei anderen Tour Operatorn unterkommen.“

Aus dem Team in Deutschland haben mittlerweile 320 Mitarbeiter einen neuen Job gefunden. „Zum 1. September mussten wir jedoch knapp 600 Mitarbeiter freistellen und kündigen“, erläuterte Bierbach. Weitere 130 werden an Bord bleiben, um die Abwicklungsprozesse voranzutreiben.

FTI musste in einer „Hauruck-Aktion“ in die Insolvenz gehen

Die FTI Group ist nicht das erste große Unternehmen, das Axel Bierbach abwickelt. Während des Gesprächs verwies er unter anderem auf die Pleite von Sport Scheck und zog Parallelen. Auch in diesem Fall schien das Unternehmen wie FTI verkauft und gerettet. Allerdings habe Sport Scheck einen Plan gehabt für den Fall, dass etwas schiefgehe. Diesen habe es bei der FTI Group, insbesondere aufgrund des im Vergleich zu Sport Scheck anderen Geschäftsmodells, nicht in dieser Form geben können, sodass der Konzern in einer „Hauruck-Aktion“ in die Insolvenz gehen musste.

Als Gründe für die Insolvenz trotz des bereits erfolgten Verkaufs nannte Bierbach die Änderung der Marktlage für FTI. Kunden hätten in der Zeit vor dem Verkauf deutlich weniger gebucht als erwartet, zudem hätten zahlreiche Hotels entgegen bestehender Vereinbarungen auf einmal auf Vorkasse bestanden. Diese negativen Effekte konnten trotz des Verkaufs und der Bekanntmachung des Einstiegs eines namhaften Investors nicht beseitigt werden, sodass in kurzer Zeit bis zum Closing ein weiterer Liquiditätsbedarf „in einem höheren zweistelligen Millionenbetrag“ entstanden sei.

Auf die Frage, weshalb sich das Buchungsverhalten der Kunden geändert habe, verwies Bierbach unter anderem auf die Zurückhaltung der Reisebüros. Die Gründe wolle er sich genauer anschauen. Darüber hinaus wird Bierbach der Frage nachgehen, ob bei FTI eine Insolvenzverschleppung vorliegt. Allerdings gebe es derzeit keinen Anhaltspunkt, dass der Antrag zu spät gestellt worden sei. „Ja, FTI war in finanziellen Schwierigkeiten“, sagte er. Dies bedeute jedoch nicht automatisch, dass die Geschäftsführung antragspflichtig sei. 

Mit Beschluss vom 1. September 2024 hatte das Amtsgericht München die Insolvenzverfahren über das Vermögen der FTI Touristik GmbH und der Big Xtra GmbH eröffnet. Der Konzern hatte am 3. Juni dieses Jahres Insolvenz angemeldet.