FTI: Finanzspekulationen und Systemausfall

Bei FTI kehren die Sorgen über eine mögliche Zahlungsunfähigkeit zurück – und nun streikt auch noch… 

Bei FTI kehren die Sorgen über eine mögliche Zahlungsunfähigkeit zurück – und nun streikt auch noch die Technik: Mit einem Schreiben an die Reisebüros informierte der Veranstalter heute morgen seine Vertriebspartner: „Aufgrund einer technischen Störung funktionieren unsere Buchungssysteme momentan nicht. Unsere IT-Abteilung arbeitet mit Hochdruck daran, das Problem schnellstmöglich zu beheben“.

Über Gründe für den Ausfall berichtet FTI nicht, die Folgen scheinen aber mehr als gravierend zu sein: Selbst Buchungen über den wichtigsten Online-Partner Check24 sind aktuell nicht möglich.

Wackelt der Deal mit dem Bund?

Sorgenfalten bereiten vielen Touristikern zudem die am Wochenende aufgekommenen Berichte über anhaltende Verhandlungen des Bundes mit FTI. Demnach wackelt ein möglicher Deal, bei dem der Bund FTI-Investor Certares einen Teil der Verbindlichkeiten aus den Krediten des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) erlassen wollte. Von den 595 Millionen Euro gewährter WSF-Hilfen ist bislang lediglich ein zweistelliger Millionenbetrag zurückgezahlt worden. Die Bundesfinanzagentur, die den WSF verwaltet, hatte Certares laut Finanzministerium einen Nachlass beim Verkauf der Verbindlichkeiten eingeräumt.

Die Konkurrenz fordert Aufklärung darüber, wie hoch dieser „Schuldenschnitt durch die Hintertür“ ausfallen könnte. Veranstalter wie die Dertour Group und TUI hatten den Bund deshalb um Aufklärung gebeten. „TUI hat Fragen – und TUI hat ihre Fragen in Berlin adressiert“, teilt TUI mit. Auf eine Anfrage von touristik aktuell im Finanzministerium am gestrigen Sonntag kam die Antwort, dass man sich nicht äußern wolle. Klar ist lediglich: Bislang ist die Transaktion noch nicht abgeschlossen.

Bund will bei seinen Plänen bleiben

Hinter den Kulissen ist zu hören, dass der Bund trotz der öffentlichen Kritik an seinem Plan festhalten will, die WSF-Forderungen an FTI „zum Marktpreis“ zu verkaufen. Dies sei „nach allen Prüfungen die für den Bund beste Option“, heißt es in diversen Medienberichten. Angesichts der schwierigen finanziellen Lage bei FTI gehe es darum, einen „möglichst hohen Anteil“ der gewährten Finanzhilfen zurückzuerhalten. Brancheninsidern zufolge könnte der Abschlag über 50 Prozent liegen. Dabei ist zu beachten: FTI hat bereits enorme Zinsleistungen erbracht, wodurch der Bund trotz eines möglichen Preisabschlags am Ende trotzdem ohne größeren Gesamtverlust dastehen könnte.

Dem Vernehmen nach wurde am Wochenende zudem zwischen FTI und dem Bundesfinanzministerium über eine neue Bürgschaft für die Münchner Veranstaltergruppe verhandelt. Der Grund sei eine kurzfristig entstandene Deckungslücke in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages.