Best-Jahrestagung: Verbände diskutieren über Pauschalreise

Mit dem Vorschlag, ein branchenübergreifendes Forum Reisesicherheit einzurichten, sind die… 

Mit dem Vorschlag, ein branchenübergreifendes Forum Reisesicherheit einzurichten, sind die Best-Reisen-Vorstände Cornelius Meyer und Frank Winkler bei VUSR-Chefin Marija Linnhoff, DRV-Hauptgeschäftsführer Achim Wehrmann und BTW-Generalsekretär Sven Liebert auf großes Interesse gestoßen. Während eines Austauschs im Zuge der Best-Reisen-Jahrestagung im griechischen Kyllini unterstrichen diese die Wichtigkeit der Pauschalreise und signalisierten, sich die Initiative anzuschauen und pushen zu wollen.

Hatten die Teilnehmer der Jahrestagung erwartet, es würde zu hitzigen Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der Verbände kommen, so wurden sie eines Besseren belehrt. Der Austausch fand ohne große Störgeräusche statt. Ein jeder konnte die Dinge thematisieren, die aktuell auf den Nägeln brennen.

Linnhoff: Veranstalter sollen Airlines den Kampf ansagen

VUSR-Chefin Linnhoff machte sich einmal mehr für die Stärkung der Pauschalreise stark. Diese sei die Existenzgrundlage für Reisebüros, sagte sie und appellierte an die anwesenden Inhaber, sich ihrer Vermittlerrolle bewusst zu werden. „Wir vermitteln Produkte von Dritten“, sagte sie, das dürfe nicht vergessen werden. Bis 2018 sei dies ganz klar kommuniziert worden, auch bei dem Verkauf von Einzelleistungen. „Es wäre gut, wenn wir das wieder hinbekommen würden.“

Darüber hinaus forderte sie, dass dem „Schlupfloch“ verbundene Reiseleistungen ein Riegel vorgeschoben werde. Durch diese umgingen vor allem Onliner die Pauschalreise. Das müsse unterbunden werden.

Und auch das Thema Mehrarbeit sprach sie an und appellierte an die Veranstalter, den Airlines den Kampf anzusagen. Nicht nur die Reisebüros, auch die Veranstalter seien von den ständigen Flugzeitenänderungen betroffen, die Clearingabteilungen seien überlastet. „Und niemand traut sich, ein Machtwort zu sprechen“, kritisierte sie. Solange sich nichts ändere, „dann müsst ihr die Mehrarbeit, die in den Reisebüros aufläuft, auch bezahlen“, sagte sie in Richtung der anwesenden Veranstalter.

Liebert fordert Kostensenkung

Die Stärkung der Pauschalreise ist auch beim BTW eines der großen Themen aktuell, wie BTW-Generalsekretär Liebert erläuterte. In diesem Zusammenhang verwies er unter anderem auf die hohen Kosten für den Luftverkehrsstandort Deutschland, mit denen die Airlines derzeit zu kämpfen haben. „Die Kosten müssen runter“, forderte er. Gleichzeitig müsse die Politik in die Infrastruktur investieren. Es könne nicht sein, dass man immer bangen müsse, ob die Kunden mit der Bahn zum Flughafen kommen.

Es brauche eine Agenda 2030, forderte Liebert, an der die Verbände gemeinsam arbeiten müssten.

Wehrmann: Zielkapital des DRSF noch nicht erreicht

Zum ersten Mal bei einem Vertriebsevent dabei war DRV-Hauptgeschäftsführer Achim Wehrmann, der, als er auf die Bühne kam, auch Marija Linnhoff umarmte. Er gab sich nahbar, appellierte an die Anwesenden, bei Fragen und Anregungen auf ihn zuzukommen. Es gebe den Vorwurf, der DRV agiere von oben herab, dem sei jedoch mitnichten so, so Wehrmann.

Der DRV-Hauptgeschäftsführer griff die Diskussion über das Vermögen des Deutschen Reisesicherungsfonds auf. Vergangene Woche war öffentlich geworden, dass der DRSF zum 31. August ein Volumen von 1,33 Milliarden Euro hatte. Laut Gesetzgeber hätten für die Absicherung der angezahlten Pauschalreisen jedoch 1,15 Milliarden Euro gereicht. Wehrmann widersprach der Darstellung, dass der Fonds voll sei. Das Zielkapital sei noch nicht erreicht, sagte er und bot einen Faktencheck an.

Gleichzeitig kündigte er an, sowohl an die Höhe der Sicherheitsleistungen als auch der Entgelte heranzugehen. „Und wir wollen schauen, wie wir den Vertrieb besser einbinden können“, sagte er. Man habe als Gesellschafter verstanden, dass die Veranstalter zum Zuge gekommen seien, der Vertrieb hingegen nicht. Allerdings gebe es von der Aufsicht, dem Justizministerium, die klare Botschaft, dass der DRSF ein Kundenabsicherungs-Instrument sei und keines, um in erster Linie dem Vertrieb zu helfen. „Wir schauen nun, was wir aus der Insolvenz von FTI lernen können.“

Ihm gehe es um Transparenz und Teamplay, sagte Wehrmann. Er wünsche sich, dass man in der Verbandslandschaft enger zusammenarbeite, als das derzeit der Fall sei. „Die Branche ist gar nicht so zersplittert, wie es manchmal anklingt“, führte er.