Zahl der Reisebüros: Das große Fragezeichen

Wie viele Reisebüros gibt es in Deutschland? Eine genaue Zahl ist nur schwer herauszubekommen, nicht… 

Wie viele Reisebüros gibt es in Deutschland? Eine genaue Zahl ist nur schwer herauszubekommen, nicht einmal die IT-Anbieter kennen die genaue Zahl ihrer Kunden. Denn viele haben Verträge mit Ketten und Kooperationen oder zählen nur die Zahlen der Lizenzen pro Arbeitsplatz und nicht die Zahl der Reisebüros. 

Fakt ist, dass die Zahl von einstmals rund 10.000 Agenturen in Deutschland seit Corona deutlich zurückgegangen ist. Experten gehen aktuell von 6.000 bis 7.000 Reisebüros mit Ladengeschäft aus.

Eine genaue Zahl gibt es nun vom Hessischen Statistischen Landesamt. Auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur DPA teilte das Amt mit, dass in dem Bundesland offiziell 752 Reisebüros mit Ladengeschäft registriert sind. 2019 waren es der Behörde zufolge noch 977 Büros, 2014 lag die Zahl bei 1.023.

Mindestens 6.000 erfolgreiche Reisebüros

Dieser Trend dürfte auch bundesweit gelten, offizielle Zahlen gibt es aktuell aber nur aus dem Jahr 2022. Für das meldet das Statistische Bundesamt 6.700 Reisebüros mit knapp 36.000 Beschäftigten. Interessant ist an dieser Zahl das Wachstum seit 2020: Im Corona-Jahr war die Zahl von 8.450 Reisebüros im Jahr 2019 auf 6.400 Agenturen geschrumpft.

Dass sich dieses Wachstum auch 2023 fortsetzte, ist eher unwahrscheinlich. Aber auch das wäre kein Drama – auch mit rund 6.000 Reisebüros bleibt Deutschland im stationären Vertrieb Spitzenreiter in Europa. Und ein Teil des Wegfalls wird durch das starke Wachstum im mobilen Reisevertrieb zum Teil egalisiert.

Persönliche Beratung weiter attraktiv

Der Grund: Die persönliche Reiseberatung hat bei vielen Kunden nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert und ist qualitativ inzwischen nicht mehr vom klassischen Reisebüro-Geschäft zu unterscheiden, vor allem bei Anbietern wie TLT-Urlaubsreisen mit den Marken Take Off, Holiday Profis und Feria, Rita AG mit den Marken Mein Urlaubsglück, My Travel Expert, Pro Holidays und Amondo sowie Solamento.

Entsprechend konnte der Vertriebsweg laut Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen seine Position insgesamt gut halten – auch wenn es leichte Einbußen gab. Dennoch: Über ein Drittel der Deutschen buchen ihren Haupturlaub (Reisen über fünf Tage) nach wie vor mit „persönlichem Kontakt“ zu einem Reiseverkäufer.

Hinzu kommt, dass sich viele Reisebüros digital neu aufgestellt haben und nicht nur per Video-Chat und  die eigene Website Reisen vermitteln, sondern auch über Whatsapp.

Starke Konzentration im Online-Geschäft

Gleichzeitig ist auch ein starker Rückgang bei den Online-Reisebüros zu beobachten. Während es deutschlandweit vor der Corona-Pandemie noch rund 200 gegeben habe, seien es mittlerweile etwa 60, zitiert die Allgäuer Zeitung den langjährigen Dertour-Manager und Touristikforscher Werner Sülberg.

Der Rückgang betrifft nicht nur kleine Online-Reisebüros, sondern auch die großen Portale. Dort dominiert inzwischen Check24 weit vor Holidaycheck und Ab-in-den-Urlaub mit einer Macht, die vielen Touristikern Sorge bereitet.

Umso erfreulicher für die Branche sind junge Online-Agenturen wie der Internet-Ableger des Reisebüros Stiefvater in Weil am Rhein oder das Reisebüro Traveljunkies, das sich auf Erlebnisreisen konzentriert und mit seinem Konzept zu den Siegern der diesjährigen Globus Awards von touristik aktuell gehört.