Die Chefs der Reisebüro-Kooperationen gehen nicht davon aus, dass sich mittelfristig für Reisebüros…
Die Chefs der Reisebüro-Kooperationen gehen nicht davon aus, dass sich mittelfristig für Reisebüros etwas am Status des Handelsvertreters ändert. Dies geht aus einer Umfrage von touristik aktuell hervor.
Auch von anderer Seite kommt Entwarnung: Sowohl der Touristikprofessor Torsten Kirstges von der Jade Fachhochschule in Wilhelmshaven als auch der Vertriebsexperte und Rechtsanwalt Hans-Josef Vogel von der Kanzlei Advant Beiten halten es auf Anfrage von touristik aktuell für sehr unwahrscheinlich, dass am derzeitigen Status Quo gerüttelt werde.
Modell ist „rechtssicher, kommod und transparent“
„Ehrlich gesagt“ sehe er im Veranstaltergeschäft weder einen Wechsel in den Makler- noch in den Händlerstatus für realistisch – „allein, weil die Wettbewerbssituation bei Veranstaltern eine völlig andere ist als bei Airlines“, so Vogel. Im Geschäft mit Flug-Tickets hätte Lufthansa einstmals den Status aufkündigen können, da es zur Kranich-Airline innerhalb Deutschlands und zum Teil auch innerhalb Europas und bei direkten Fernflügen keine Alternative gebe. Im Geschäft der Veranstalter und Kreuzfahrtanbieter sehe dies völlig anders aus.
Schon Anfang des Jahres hatte Touristik-Professor Kirstges im Interview mit touristik aktuell betont: „Das Modell des Handelsvertreters ist für alle Beteiligten rechtssicher, kommod und transparent“ und sorge für „klare Regeln“. Er erwarte deshalb nicht, dass sich daran etwas ändere.
Koop-Chefs: „Vorteile für alle Beteiligten klar ersichtlich“
Die Chefs der Reisebüro-Kooperationen stützen sich bei ihrem Optimismus auf die Stärke des Vertriebs und den drohenden Verlust der Preishoheit für die Veranstalter, sollte der Handelsvertreterstatus fallen. Zudem sei ein Wechsel juristisch gar nicht so einfach, verweist TSS-Chef Manuel Molina analog zu den Aussagen von Rechtsanwalt Hans-Josef Vogel auf mögliche Ausgleichsansprüche der Reisebüros.
Einig sind sich die Kooperationsfürsten darin, dass „bei einer objektiven Betrachtung die Vorteile des Handelsvertreterstatus klar ersichtlich sind – und zwar für beide Seiten“, betonen Schmetterling-Chef Ömer Karaca, Andreas Quenstedt vom Deutschen Reisering und RTK-Chef Hauke Moll. Man gehe deshalb auch nicht davon aus, dass Veranstalter und Kreuzfahrtanbieter daran etwas ändern.
Irritation durch VUSR-Spekulationen
Hintergrund der aktuellen Diskussion sind zwei Prozesse, die Aida gegen Rückvergüter führt. Der Reisebüro-Verband VUSR hatte daraufhin spekuliert: „Sollte die Reederei in letzter Instanz unterliegen, könnte der Handelsvertreterstatus für Reisebüros in Deutschland entfallen.“
Davon gehe Aida jedoch nicht aus – ganz im Gegenteil, versichert Marketing-Chef Alexander Ewig gegenüber touristik aktuell: „Wir kämpfen, um den aktuellen Status zu erhalten. Wir wollen den HV-Status auf keinen Fall aufgeben.“
Auch von führenden Vertriebs-Managern der Branche kommt Entwarnung: Ein verlorener Prozess gegen Rückvergüter verändere gar nichts, hieß es mehrfach auf Anfrage von touristik aktuell. Verwiesen wird dabei unter anderem auf DER Touristik: Der Konzern hatte vor rund zehn Jahren versucht, unter anderem der Wuppertaler TMG und Travianet in Deggendorf wegen dauerhafter Rückvergütungen den Agenturvertrag zu kündigen. In beiden Fällen verlor DER Touristik vor Gericht.
Best-Reisen ging vor einigen Jahren sogar bis ans Kartellamt, um gegen die Rückvergütungen der Sparkassen vorzugehen. Das Argument der Reisebüro-Kooperationen: Die Sparkassen würden ihr Marktposition in unzulässiger Weise ausnutzen. Das Kartellamt sah das anders, an der Praxis vieler Sparkassen im Reisegeschäft änderte sich nichts.