DRV-Kongress: Diskussionen zu weiter steigenden Preisen

Die wirtschaftliche Situation in Deutschland ist angespannt. Erst Mitte der Woche hatte die… 

Die wirtschaftliche Situation in Deutschland ist angespannt. Erst Mitte der Woche hatte die Bundesregierung ihre Konjunkturprognose deutlich nach unten korrigiert. Sie erwartet einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent. So sprach Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck denn vor den rund 500 Teilnehmern des DRV-Hauptstadtkongresses auch von „herausfordernden Zeiten“.

„Seit 2000 betrug das Wachstum jährlich meist nur ein Prozent“, sagte Habeck. Das Potenzial sei kontinuierlich zurückgegangen und durch Kriege und Krisen gebremst worden. Auch wenn die Inflation seit einem Dreivierteljahr sinke und die Löhne stiegen, so habe die Binnenkonjunktur noch nicht wieder angezogen – „außer im Tourismus“. Als einen Grund für die Entwicklung gegen den Trend nannte der Wirtschaftsminister, dass Reisen ein „Kernbedürfnis“ der Menschen sei.

DRV-Präsident Fiebig: „Moderate“ Preissteigerungen

Doch Urlaub muss man sich erst einmal leisten können. Seit der Corona-Pandemie haben die Preise massiv angezogen, sodass vor allem Familien überlegen müssen, wie sie sich eine Reise überhaupt noch finanzieren können. Denn Reisen werden wohl auch im kommenden Jahr nicht signifikant günstiger. Auch wenn die Preissteigerungen laut Norbert Fiebig im Augenblick „sehr moderat“ sind, heiße das nicht, „dass die überproportionalen Steigerungen nach Corona zurückgenommen werden“, so der DRV-Präsident.

So zeigt sich aktuell mancher Veranstalter, nach seiner Einschätzung für das kommende Touristikjahr gefragt, verhalten optimistisch, wie eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wirtschaftspolitik aus Industriesicht“ verdeutlichte. Im Zuge dieser machten Schauinsland-Reisen-Geschäftsführer Gerald Kassner, Eurowings-CEO Jens Bischof, Ingo Burmester, CEO Dertour Central Europe, und Markus Orth, Geschäftsführer von Lufthansa City Center (LCC), ihren Sorgen Luft.

SLR-CEO Kassner fordert „bezahlbare Flugpreise“

Eine Entwicklung, die Kassner umtreibt, ist der Fakt, dass die Anzahl der Reisenden noch nicht wieder das Niveau der Vor-Corona-Jahre erreicht habe. Zudem sei die Branche stark abhängig von äußerlichen Einflüssen. „Wir brauchen bezahlbare Flugpreise“, appellierte Kassner unter anderem an die Airlines.

Dies griff Eurowings-CEO Bischof nur zu gern auf. Er kritisierte die Höhe der Standortkosten in Deutschland scharf. Sie seien ein Grund, weshalb die Preise weiter stiegen und sich Marktteilnehmer aus Deutschland zurückzögen. Nach der Ankündigung von Ryanair, drei Standorte in Deutschland zu schließen, ließ auch Eurowings verlauten, für das kommende Jahr rund 1.000 Flüge ab Hamburg zu streichen. Man mache sich als Wirtschaftsstandort Deutschland von den Anbindungen ausländischer Airlines abhängig. Das sei „sehr, sehr bedenklich“, „und das können wir uns nicht leisten“, sagte Bischof.

LCC-Chef Orth appelliert für vernünftige Rahmenbedingungen

Für vernünftige Rahmenbedingungen und steuerliche Anreize plädierte auch LCC-Chef Markus Orth, sowohl für die Touristik als auch für Geschäftsreisen. „Wer an der Geschäftsreise spart, spart am Ende des Tages an Wachstum und Wohlstand“, sagte er und verwies auf hohe Deckungsbeiträge für Airlines und Hoteliers. Noch liege das Niveau der Geschäftsreisen hinter dem von 2019 zurück. Es müsse gelingen, Geschäftsreisende wieder in die Flugzeuge zu bekommen.

Die steigenden Preise treiben auch Dertour-CEO Burmester um. Diese führten dazu, dass die Nachfrage nach Pauschalreisen sinke. Denn diese seien nicht nur wegen des Sicherheitsaspekts attraktiv, sondern laut Burmester vor allem wegen des Preises. „Der einzige Grund, eine Pauschalreise nicht zu wählen, ist der Preis“, zeigte sich der Manager überzeugt und forderte in diesem Zusammenhang die Absenkung des Entgelts für den Deutschen Reisesicherungsfonds, der derzeit bei einem Prozent vom Pauschalreiseumsatz liegt. Zudem appellierte er, die Sicherheitsleistung nach Bonität der Leistungsträger zu berechnen.

Dertour-CEO Burmester fordert neues Image für Pauschalreise

Burmester machte sich zudem für einen neuen Produktnamen stark. Der Begriff Pauschalreise sei verstaubt, sagte er und äußerte den Wunsch nach einem verbesserten Marketing. „Die Pauschalreise ist der Goldstandard“, sagte er. Das müsse vernünftig kommuniziert werden.